Beim ausgebuchten Neuro Innovation Day informierten sich über 150 Teilnehmer über die Potenziale von neurozentriertem Training.
Neurotraining wird immer mehr zum Trend. Die gehirnbasierte Trainingsmethode, die anfänglich vor allem im Spitzensport eingesetzt wurde, hat mittlerweile den Weg in verschiedenste Gesundheitsbereiche gefunden. Um die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten neurozentrierter Übungen aufzuzeigen, fand am Wochenende in den Räumlichkeiten des Landessportbund Hessen e. V. der erste Neuro Innovation Day statt. Veranstalter waren das Artzt Institut der Ludwig Artzt GmbH und die Deutsche Akademie für Neuro-Performance.
„Mit unserem Neuro Day haben wir voll ins Schwarze getroffen: Das Thema stößt auf riesiges Interesse, die Veranstaltung war komplett ausgebucht“, freut sich Astrid Buscher, Leiterin des Artzt Instituts. Den Kongress nutzten Trainer, Physiotherapeuten, Übungsleiter und Sportmediziner aus der D-A-CH-Region zur fachlichen Fortbildung.
Breites Themenspektrum in Theorie und Praxis
Einen Tag lang informierten namhafte Referenten über die neuesten Erkenntnisse aus dem neurozentrierten Training. Schon der Auftaktvortrag mit dem Titel „Neuro-Training, das Training der Zukunft“ machte deutlich, worum es bei der Tagung ging: „Gehirn und Nervensystem sind an allen lebensnotwendigen Prozessen beteiligt, wieso liegt dann unser Hauptfokus bei Training, Therapie und Diagnostik nicht auf neuronalen Prozessen?“, fragte Kevin Grafen, Sportwissenschaftler und Neuro-Coach.
Die praktische Anwendung der neurozentrierten Methode konnten die rund 150 Kongress-Besucher in den 12 angebotenen Workshops gleich selbst ausprobieren. „Ein komplexes Konzept wie das Neurotraining versteht man am besten, wenn man es am eigenen Leibe erfährt. Viele Dinge sehen von außen betrachtet auf den ersten Blick etwas skurril und seltsam aus. Doch wenn der Effekt am eigenen Körper spür- und sichtbar ist, versteht man, warum Neurotraining in Zukunft aus dem Training und der Therapie nicht mehr wegzudenken sein wird“, erklärt Andreas Könings, Neuro-Experte und Leiter der Deutschen Akademie für Neuro-Performance. Der Kongress sei, so Könings, ein wichtiger Meilenstein in Deutschland, um den neurozentrierten Ansatz einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und neue Wege für Sport und Gesundheit zu bereiten.
Die Bandbreite der Themen war entsprechend vielseitig. Sie reichte vom Einsatz neurobasierter Therapien bei Krebserkrankungen und Post-Covid-Folgen über Immunkraftstärkung im Alltag und Sturzprävention bis hin zur Frage „Weiß dein Gehirn schon, dass du nicht mehr verletzt bist?“. Wie man Neurotraining im Teamsport oder im funktionellen Gruppentraining anwendet, verdeutlichten Dominik Suslik, Sportwissenschaftler und Leiter Medizin, Gesundheit, Athletik beim Zweitligisten Hannover 96 und Tina Nguyen, Neuroathletik-Trainerin und Erfinderin des Kraftletics-Konzepts. Dass auch Kinder bereits vom Neuroansatz profitieren können, zeigten Physiotherapeutin Angelika Rieß mit ihrem Fokus auf visuelles Training und Astrid Buscher mit ihrem Vortrag über den Einfluss von Wahrnehmung auf kindliches Lernen und Verhalten.
Game Changer für Wissenschaft und Sport
All diese Beiträge sollten den Teilnehmern das Verständnis für die neuronalen Zusammenhänge zwischen Gehirn und Körper aufzeigen. Denn die Qualität jeder Bewegung ist abhängig davon, wie hochwertig die Informationen aus den drei bewegungssteuernden Systemen Augen (visuelles System), Gleichgewicht (vestibuläres System) und Eigenwahrnehmung (propriozeptives System) sind und wie gut das Gehirn diese verarbeiten kann.
In Sportarten wie Fußball und Leichtathletik spielen diese Erkenntnisse bereits eine relevante Rolle. Aber auch bei alltäglichen Beschwerden wie Rücken- oder Kopfschmerzen kann Neurotraining ein Game Changer sein. „Hirnbasiertes Training stellt die Verbindung zwischen Trainingsmöglichkeiten und modernen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen dar. Es gibt eine Menge an Informationen, die wir nur nutzen müssen. So können wir Bewegungs- und Schmerzproblematiken aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten und verbessern", sagt Arzt, Neurowissenschaftler und Neuro-Experte Hady Daboul, mit dessen App „heyvie“ man das Gehirn bei Migräne trainieren kann.
Impressionen vom 1. Neuro Innovation Day
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Neuauflage im nächsten Jahr
Die Veranstalter sind guter Dinge, dass es auch im nächsten Jahr einen Neuro Innovation Day geben wird: „Wir haben schon sehr viele Anfragen für weitere Termine erhalten. Das stimmt uns positiv für die Zukunft“, so Felix Artzt, Geschäftsführer der Ludwig Artzt GmbH.
Quelle und Bildquelle: Ludwig Artzt GmbH
Veröffentlicht am: 29. September 2022