Der amerikanische Traum – made in Italy: Die Firma "Technogym" kommt aus Cesena und hat auch global großen Erfolg mit ihren Fitnessgeräten. Doch das reicht Gründer Nerio Alessandri immer noch nicht
Mal ehrlich – wenn Sie im Sportstudio oder im Wellness-Center im Hotel auf einem Laufband traben, schweifen die Gedanken nach Manhattan oder Los Angeles, nach Amerika eben, wo die Gymnastik neu erfunden wurde, als Dauerlaufen und Turnen auf der Matte aus der Mode kamen. Erst recht, wenn "Technogym" draufsteht und in das Cockpit des Geräts ein Multifunktions-Touchscreen eingearbeitet ist, über den Sie sich in der gleichnamigen virtuellen Wolke rund um den Erdball zum persönlichen Training andocken können.
Weit gefehlt, wenn Sie nun denken: Die Dinger sehen gut aus, sind effizient wie ein iPhone und Ihre Daten werden im Silicon-Valley gespeichert. Stattdessen wird Ihre Bestform im norditalienischen Städtchen Cesena ermittelt und der Steve Jobs der Fitnessgeräte ist ein Italiener: Nerio Alessandri.
Geräte für die Olympischen Spiele
Heute geht es dem 53-jährigen Unternehmer um mehr als Fitnessgeräte, ein Sektor, in dem er längst globaler Marktführer ist, Olympische Spiele, Luxushotels, Spas, Kreuzfahrtgiganten und Privathaushalte ausstattet. Seinem kleinen Imperium hat er in Cesena ein Denkmal gesetzt. Fabrik und Firmengebäude sind ein futuristischer Öko-Bau aus Glas, Stahl und Holz, harmonisch in die Hügellandschaft gefügt. Ein Ort, wo man in Büro und Konferenzraum auf Gymnastikbällen sitzt, wo Fahrstühle verpönt sind, die Belegschaft mittags im Sportstudio strampelt oder über musikberieselte Wege im Park joggt: Benvenuti in "Technogym-Village".
Damit die Leute nach Feierabend in eine wirkliche Welt entlassen werden, die ihrem Arbeitsplatz wenigstens annähernd gleichen soll, bemüht sich Alessandri seit Jahren um eine bessere. Er hat eine Stiftung gegründet, die soziale Einrichtungen, Kunst und Umweltprojekte fördert. Und auch seine Fitnessgeräte produzieren heute Energie, statt sie nur zu verbrauchen.
Erste Maschine wirkt wie ein Folterinstrument
Der Hausherr im Village ist zwar stolz auf seine "amerikanische" Karriere, die begann, als er als 21-jähriger Ingenieur das erste Fitnessgerät in einer Garage baute. Aber seine Inspiration war alles andere als amerikanisch: griechische Athleten der Antike. Ihre Methode, Disziplin, Ausdauer und das sokratische Motto "Wer die Welt bewegen will, soll sich erst selbst bewegen", faszinierten ihn. Gerade das machten die Amerikaner ja nicht oder falsch, fand er, weil sie "erst ins Fitnessstudio gehen und danach gleich zu McDonalds". Der Menschheit stand mit dem Aufkommen der Computer noch Schlimmeres bevor: Maschinen würden ihnen Gedanken, Arbeit und Bewegung abnehmen.
Und obwohl das erste Fitnessgerät eher einer mittelalterlichen Foltermaschine gleicht – heute steht das Original im Showroom –, es erfüllte den wichtigsten Zweck: Auf gerade mal einem Quadratmeter konnte man verschiedenste Muskeln stählen, gleichzeitig aber vermeiden, was sonst im aufkommenden Fitnesszeitalter passierte: Muskelrisse und Sehnenzerrungen, Knie- und Bandscheibenschäden jeglicher Art. Hier war die Bewegung durch die Bedienung der Maschine kontrolliert. Inzwischen gleichen Technogym-Geräte kleinen Technologiewundern, an deren Entwicklung jahrelang Wissenschaftler und Techniker arbeiten, wo Herzrhythmus und Kalorienverbrauch gemessen und persönliche Programme entwickelt werden.
Homo sapiens ist gebaut für 30 Kilometer täglich
Aber das reichte Alessandri nicht. Er erfand die Wellness-Philosophie: eine Lebenskultur, bei der viel Bewegung im Mittelpunkt steht: "Der Homo sapiens ist dafür konzipiert, 30 Kilometer am Tag zu laufen", sagt Alessandri. Aber der Körper muss auch im Einklang mit Geist und Seele sein, am besten noch mit Job, Familie und Intellekt und einer gesunden Ernährung nach dem Vorbild der mediterranen Diät. Seine Wellness-Theorie trug Alessandri inzwischen sogar bei den Vereinten Nationen vor. Er hofft, dass die ganze Welt ein "Technogym-Village" wie in Cesena wird.
Seine Heimat hat Nero Alessandri bei allem sicher geholfen: Cesena liegt nicht weit von der Adria in einem Landstrich, der von sanften Hügeln und langen Stränden geprägt ist, wo gestählte Bodys am Beach und südliche Sonne verehrt werden wie in Kalifornien und Florida, aber die Lebensart auch von mediterranem Genuss und ausgelassener Mentalität geprägt ist: Tortellini, Tagliatelle und guter Wein gehören zum Alltag wie römische Ruinen und prachtvolle Renaissance-Kunst in die malerischen Städtchen. Und heute eben auch Technogym.
Quelle: Welt.de
Bild: dpa
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Veröffentlicht am: 22. Oktober 2014