2015 haben zwei Ungarn Teqball erfunden. Es ist eine Mischung aus Fußball und Tennis, die mittlerweile auch ihren Weg nach Deutschland gefunden hat. Die Berliner Eric Herbst und Jonathan Maurer gehören zu den deutschen Pionieren des Sports.
Es ist ein beeindruckender Anblick, der sich einem bietet, wenn man den Hangar 1 des ehemaligen Flughafens in Tempelhof betritt: Zwar findet man dort heute keine Flugzeuge mehr, aber der riesige, von zahlreichen imposanten Stahlträgern durchzogene Raum mit seiner hohen Decke ist geblieben. In diesem verteilt: je ein Tennis- und ein Fußballplatz, ein Basketballcourt und eine Art Tisch, den man auf den ersten Blick problemlos für eine Tischtennisplatte halten könnte. Aber spätestens, wenn Eric Herbst und Jonathan Maurer sich mit ihrem Fußball an die auf den zweiten Blick sichtbar gebogene und zu ihren jeweiligen Enden hin abfallende Platte stellen, wird klar: Zum klassischen Tischtennisspielen ist diese nicht gedacht. Es handelt sich um eine Teqball-Platte.
Was zunächst etwas kryptisch klingt, ist eine echte Trendsportart. 2015 von zwei Ungarn erfunden, ist Teqball mittlerweile auch in der deutschen Fußballwelt angekommen. Der Sport ist gewissermaßen eine Mischung aus Fußball und eben Tischtennis. Das Ziel hierbei: Den Ball so auf des Gegners Plattenhälfte zu spielen, dass dieser ihn, ohne, dass der Ball zuvor den Boden berührt, mit drei Kontakten nicht zurück übers Netz bekommt. Die Berliner Eric Herbst und Jonathan Maurer gehören zu den deutschen Pionieren der noch jungen Sportart. Sie sind nicht nur bereits im Dezember für Deutschland bei der Weltmeisterschaft in Polen gestartet, sondern haben auch für die Zukunft viel vor – eine Verbandsgründung in Berlin inklusive.
Von Venice Beach nach Berlin
Den Sport entdeckt haben die beiden Studenten und Fußballer vom Berliner SC – eher zufällig – bei einer gemeinsamen USA-Reise vor zwei Jahren. "In Los Angeles haben sich am Venice Beach jeden Sonntag lauter Leute zum Kicken getroffen", erzählt Herbst, "irgendwann wurde uns da dann Teqball vorgestellt". Herbst und Maurer fanden Gefallen an dem Spiel, das sie in ähnlicher, weniger professioneller Form von früheren Tagen auf dem Schulhof kannten, und waren angefixt. Kaum zurück in Deutschland suchten sie sich auch hier eine Möglichkeit zu spielen.
Guckt man dem Duo im Hangar beim Duell an der Platte zu, sieht man ihm an, wie viel Spaß es beim Spielen hat. Technisch versiert und reaktionsschnell nehmen sie den von der Platte abspringenden Ball an, legen ihn sich selbst auf, um ihn dann mal köpfend, mal schießend zurück übers Netz zu befördern. "Man versucht den Ball mit dem ersten Kontakt so hoch wie möglich zu spielen", erklärt Maurer. Das verschaffe Zeit. "Mir persönlich macht Spaß, dass man im Spiel sehr frei ist", sagt Herbst, "man kann sich immer wieder neue Kombinationen ausdenken".
Kreativität ist wichtig beim Teqball, eine gute Technik ebenso. Laut Herbst helfe es natürlich, wenn man eine Fußballaffinität und eine gewisse technische Grundlage mit an die Platte bringt. Ein Ausschlusskriterium ist es allerdings keinesfalls: "Wir haben auch schon die Erfahrung gemacht, dass Menschen ohne Fußballerfahrung Teqball relativ schnell lernen können", so Herbst.
Promoter des Sports
Herbst und Maurer haben seit ihrer USA-Reise vor zwei Jahren mit den unterschiedlichsten Menschen Teqball gespielt. Das Duo hat es sich zum Ziel gemacht, als eine Art Promoter des neuen Sports hierzulande so viele Menschen wie möglich auf diesen aufmerksam zu machen. Und tatsächlich wächst die Popularität des noch jungen Spiels auch in Deutschland. Zum einen, weil immer mehr Fußballclubs und -spieler die Platten nutzen, sie teils sogar als neuen Ansatz ins Techniktraining einbauen. Zum anderen, weil sie auch an sportlichen Treffpunkten wie dem Hangar 1 Einzug erhalten haben.
Damit der Sport auch in Zukunft noch weiter wächst, planen Herbst und Maurer in Berlin einen Teqball-Verband zu gründen. In über 100 Nationen weltweit gibt es bereits einen Landesverband, in Deutschland noch nicht. Das soll sich ändern. "Besonders in Kooperation mit dem Vereinsfußball hätte der Sport in Deutschland das Potenzial zu wachsen", ist sich Herbst sicher.
Erste WM-Teilnahme weckt Motivation
Potenzial sehen Herbst und Maurer auch bei sich selbst und mit Blick ihre eigene, noch junge Teqball-Karriere. Im Dezember letzten Jahres hat das Duo bereits an seiner ersten Weltmeisterschaft teilgenommen - und eindrucksvoll aufgezeigt bekommen, was mit noch mehr Training an der Platte alles möglich ist. "Gute Chancen" hätten sie sich im Vorfeld des Turniers ausgerechnet, erinnert sich Eric Herbst. Eine Fehleinschätzung, wie sich herausstellte. "Was die Leute bei der WM für Tricks, Angaben und Schmetterbälle rausgehauen haben, das war ein anderes Level", sagt Herbst und ergänzt: "Besonders viele Chancen hatten wir da nicht - noch nicht." Das Wort "noch" betont er dabei mit Nachdruck.
Anschauungsunterricht in Sachen Technik haben Maurer und er bei der WM vor allem von den Spielern aus dem Teqball-Geburtsland Ungarn bekommen. Diese dominieren regelmäßig die internationalen Turniere, obgleich die Konkurrenz ebenfalls stärker wird. Serbien und Rumänien, aber auch Brasilien seien ebenfalls spielstarke Nationen, erklärt Maurer. Bis Deutschland in dieser Auflistung auftaucht, liegt noch ein wenig Arbeit vor ihm und seinem Kumpel Herbst. Arbeit an den eigenen Fähigkeiten rund um die Tischtennisplatte der etwas anderen Art, aber auch in ihrer Rolle als Promoter des Sports.
Quelle: rbb
Veröffentlicht am: 13. Januar 2022