Ein Lymphödem kann das Leben sehr schwer machen. Wegen der verschiedenen körperlichen Beeinträchtigungen ist die dauerhafte Therapie ein Muss. Diese kann sehr schnell zeitaufwendig und teuer werden. Kann eine Kompressions-Armmanschette bei einem Lymphödem helfen?
Was ist ein Lymphödem?
Umgangssprachlich wird das Lymphödem meist einfach nur als „dicke Beine“ bezeichnet. Dabei kennt jeder das Gefühl von Schwere in den Beinen nach einem langen Tag. Um sich wieder wohler zu fühlen, werden dann meist die Beine hochgelegt, sodass Blut und angesammelte Flüssigkeit aus den Beinen abfließen kann. Und am nächsten Tag ist alles wieder gut.
Bei einem Lymphödem entsteht ein dauerhaftes Gefühl von schweren Beinen. Diese Schwere geh in diesem Fall einfach nicht mehr weg. Übrigens kann ein Lymphödem nicht nur an den Beinen, sondern am gesamten Körper auftreten. Also überall dort, wo Lymphe fließt und das ist beinahe im gesamten Körper.
Ähnlich wie unser Blutkreislauf weist das Lymphsystem viele kleine Bahnen und Verästelungen auf. Das Lymphsystem oder der Lymphkreislauf ist für den Transport der Gewebeflüssigkeit, auch Lymphe genannt, zuständig und transportiert davon täglich mehr als unser Blutkreislauf Blut transportiert.
Das Lymphsystem ist für die Entgiftung in unserem Körper zuständig und leitet zusätzlich überflüssige Gewebeflüssigkeit ab. Wenn der Abfluss der Lymphe gestört ist, entsteht ein Lymphödem. Haut und Unterhaut schwellen dabei an und diese Schwellungen bilden sich nicht mehr zurück.
So entsteht ein Lymphödem
Bei Menschen, die unter einem Lymphödem leiden, ist also der Abfluss der Lymphe gestört. Die Lymphe staut sich im Gewebe zurück und Schwellungen sind die Folge.
In den meisten Fällen entsteht diese Störung in Folge einer Krankheit. Diese Form des Lymphödems nennt sich sekundäres Lymphödem. Daneben gibt es noch das primäre Lymphödem, dass jedoch weitaus seltener auftritt. Es ist genetisch bedingt, und die Ursache ist ein fehlgebildetes Lymphsystem. Symptome treten hier oft erst in der Pubertät oder später auf.
Das sekundäre Lymphsystem kann durch eine Erkrankung, eine Verletzung oder nach einer Therapie auftreten. Der durchgängige Fluss der Lymphe ist hier gestört und durch den Stau sammelt sich Lymphflüssigkeit im Gewebe.
Am häufigsten betroffen von einem sekundären Lymphödem sind Krebspatienten. Da bei einer Krebsoperation nicht nur das von Tumorzellen befallene Gewebe, sondern auch Lymphknoten entnommen werden, wird das Lymphsystem empfindlich gestört. So tritt bei Patientinnen mit Brustkrebs besonders oft ein Lymphödem in den Armen auf. Auch eine Chemotherapie kann ein Lymphödem verursachen.
Lymphdrainage als Unterstützung bei einem Lymphödem
Ein Lymphödem ist leider nicht heilbar. Aber die Auswirkungen können mit Hilfe einer Therapie gelindert werden. Eine Therapie hilft dabei, die Entstauungen zu lösen und den Fluss der Lymphe wieder in Schwung bringen.
Die erfolgreiche Therapie für ein Lymphödem besteht aus drei Komponenten:
- Lymphdrainage
- Kompressionsbehandlung
- Bewegungstherapie
In diesem Artikel widmen wir uns der ersten Säule der Therapie. Die Lymphdrainage ist eine spezielle Form der Massage, die den Fluss der Lymphe anregt. Unterschieden werden kann zwischen einer manuellen und einer apparativen Lymphdrainage.
Manuelle Lymphdrainage oder Apparative Lymphdrainage?
Die manuelle Lymphdrainage wird meist von einem Physiotherapeuten ausgeführt. Mit kreisförmigen Bewegungen wird hierbei das Lymphsystem positiv stimuliert. Die verschiedenen Handgriffe werden dabei häufig wiederholt. Das sorgt für eine stärkere Aktivierung der Lymphgefäße und das Abfließen der Gewebeflüssigkeit wird begünstigt.
Eine unterstützende Methode ist die apparative Lymphdrainage. Spezielle Kompressionsgeräte, die mit Druckluft arbeiten, übernehmen hierbei die Stimulation des Lymphsystems.
In den meisten Fällen wird die apparative Lymphdrainage ergänzend zur manuellen Lymphdrainage eingesetzt. Der Vorteil besteht ganz klar darin, dass das Kompressionsgerät jederzeit und zu Hause eingesetzt werden kann. Eine tägliche Lymphdrainage, die häufig sogar empfohlen wird, ist damit kein Problem mehr.
Der ausschließliche Einsatz einer apparativen Lymphdrainage ist zwar nicht ausgeschlossen, sollte jedoch von einem Arzt oder Therapeuten begleitet werden. So lässt sich überprüfen, ob die Anwendung korrekt erfolgt und einen tatsächlichen Nutzen hat.
Es gibt verschiedene Geräte für die apparative Lymphdrainage. Neben Anzügen für den gesamten Körper gibt es Manschetten für die Beine oder auch für die Arme.
Wie funktioniert eine Kompressions-Armmanschette?
Für Menschen, die unter einem Lymphödem im Arm leiden, bietet sich der Einsatz einer Kompressions-Armmanschette an.
Diese Armmanschetten bestehen aus mehreren Druckluft-Kammern. Die meisten dieser Manschetten haben verschiedene Programme und Intensitätsstufen. Vom Prinzip her funktionieren sie jedoch gleich:
Von der Hand ausgehend wird Luft in die Manschette gepumpt und übt so einen Druck auf die Haut aus. In wellenförmigen Bewegungen arbeitet sich die Druckluft bis zur Schulter hoch. Dieser Vorgang wird dann so lange wiederholt, bis das Programm beendet ist.
Auf diese Art wird ähnlich wie bei einer manuellen Lymphdrainage das Lymphsystem stimuliert und der Abtransport der Lymphe begünstigt.
Wie bereits erwähnt besteht der große Vorteil in der Möglichkeit, die Armmanschette jeden Tag zu verwenden. Da ein Lymphödem nicht geheilt werden, sondern dessen Ausprägung nur vermindert werden kann, ist eine permanente Therapie ausgesprochen wichtig für den Erfolg.
Auch wenn die Anschaffungskosten zunächst vielleicht recht teuer erscheinen, lohnt sich der Kauf bei regelmäßiger Anwendung bereits nach kurzer Zeit.
Da mittlerweile auch einige Physiotherapeuten Kompressionsgeräte als Ergänzung zu ihrer Therapie einsetzen, können die Geräte vorab auch dort ausprobiert werden.
Vor der Anwendung zu Hause sollte ohnehin ein Arzt oder Therapeut aufgesucht werden, der die Form der Behandlung mit Ihnen bespricht. Denn bei einigen Fällen und Krankheitsbildern eignet sich eine Lymphdrainage nicht, unabhängig davon, ob sie manuell oder apparativ erfolgt.
Fazit
Eine Kompressions-Armmanschette ersetzt vielleicht nicht die Therapie bei einem Physiotherapeuten, aber sie kann diese positiv unterstützen. Der große Vorteil liegt in der Möglichkeit, die Armmanschette ganz bequem von zu Hause aus und zu jeder Zeit verwenden zu können.
Autor: Physiotherapeut Marvin Seidel
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Veröffentlicht am: 23. August 2022