Was früher noch ein eher amerikanisches Phänomen war, ist längst nach Deutschland übergeschwappt: 50% aller erwachsenen Frauen und ganze 65% aller erwachsenen Männer in Deutschland sind übergewichtig. Und die Tendenz steigt weiter an. Das ist aus gesundheitlicher Sicht extrem alarmierend - erfreulicherweise schaffen allerdings immer mehr Menschen den Schritt zu einem gesünderen Lebensstil, viele suchen dazu den Weg über ein Fitnessstudio. Wie du als Studiobetreiber speziell auf diese Kundengruppe eingehen kannst erfährst du hier.
Anteil an krankhafter Adipositas steigt
Ein Wohlstandsbäuchlein beim Mann oder ein bisschen Hüftgold bei der Frau sind heute völlig normal. 73,2 % aller Männer in Deutschland tragen Konfektionsgröße 50 oder größer, mehr als die Hälfte Konfektionsgröße 52 oder größer. Auch bei den Frauen ist dieser Trend sichtbar: Der Großteil der Frauen in Deutschland trägt Kleidergröße 42-44, die Abweichung in noch größere Größen ist dabei deutlich höher, als in die kleineren Größen. Übergewicht ist also heute zwar völlig normal und bei “ein Paar Pfund zu viel auf den Rippen” auch gesundheitlich völlig unproblematisch. Doch der Anteil der Menschen, die an krankhafter Adipositas leiden wird ebenfalls immer höher. Gut, dass sehr viele Menschen endlich den Weg ins Fitnessstudio wagen um aktiv gegen das Übergewicht zu kämpfen. Die überschüssigen Pfunde sind nämlich nicht nur ein ästhetisches Problem, sie bergen auch erhebliche Gesundheitsrisiken: Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Osteoporose und sogar ein erhöhter Krebsrisiko bei bestimmten Arten von Krebs erhöht sich in direkter Korrelation zum Übergewicht.
Fit im Herbst: Tipps für Studiobetreiber
Den Trainingseinstieg erleichtern - Selbstvertrauen und Motivation stärken
Die meisten “runden” Menschen wissen zwar um die gesundheitlichen Risiken, dennoch ist das primäre Ziel im Normalfall die eigene Kleidergröße etwas nach unten zu korrigieren. Der Trainingseinstieg fällt vielen schwer - das Fitnessstudio wird assoziert mit den Schlanken und Schönen. Der durchschnittliche Übergewichtige weiß, dass er für seine Körpermaße beurteilt wird und dass andere Trainierende ihm das Trainingsziel “Abnehmen” schon beim ersten Besuch im Fitnessstudio ansehen. Gleichzeitig halten sich überdurchschnittliche viele Menschen mit Übergewicht per se für unsportlich, willens- und leistungsschwach, die sportliche Bewegung wird eher als notwendiges Übel gesehen.
Ganz wichtig, um erfolgreich zu trainieren ist es jedoch, die Freude an der Bewegung wieder zu entdecken und realistische Ziele zu setzen. Hier ist eine sensible Herangehensweise der Trainer gefragt. Mit etwas Know-how können Trainer gleich beim Fitnesseinstieg helfen, Befürchtungen und Ängste zu entkräften.
Schon bei der Anamnese und den ersten Fitnesstests ist eine einfühlsame Herangehensweise gefragt: Den Schwerpunkt auf Körperfettmessungen zu legen oder die Unsportlichkeit noch zu betonen wirkt natürlich demotivierend. Für einen übergewichtigen Menschen ist allein die Anmeldung im Fitnessstudio ein großer Schritt, der häufig nur auf Anraten eines Arztes getan wird - und nachdem alle Maßnahmen in Eigenregie gescheitert sind. Dieser Mensch ist sich seiner Schwächen sowieso schon extrem bewusst - sie ihm nochmal unter die Nase zu reiben bestätigt höchstens die Ängste und bewirkt direkt eine Entmutigung. Besser ist es, die Stärken des Menschen herauszuarbeiten. Bei der Analyse der Körperzusammensetzung können gut ausgeprägte Muskelgruppen herausgestellt werden oder auf die Koordinationsfähigkeiten oder die allgemeine Beweglichkeit eingehen.
Generell geht es bei diesem ersten Gespräch darum, die Motivation soweit zu stärken, dass ein regelmäßiges Training möglich wird und zu signalisieren: “Toll, dass du etwas ändern willst. Der erste Schrit ist geschafft, du bist hier! Bei allen weiteren Schritten bekommst du alle Hilfe, die du brauchst!”
Trainingsziele sensibel definieren
Wie eingangs erwähnt ist das primäre Ziel der meisten pummeligen Fitnesswilligen zunächst eine Verbesserung der Ästhetik um so wieder dem gesellschaftlichen Schönheitsideal näher zu kommen. Nicht wenige Übergewichtige träumen heimlich von der heiligen “Size Zero”, die Modebranche tut ihr übriges um gerade Frauen zu suggerieren, dass schon eine Konfektionsgröße 38 unakzeptabel und “zu fett” ist. Hier gilt es, gemeinsam mit dem Trainingswilligen realistische Ziele sensibel zu definieren.
Grundlage sollte dabei die SMART Methode sein. Selbst große Unternehmen nutzen diese Methode, um ihre Ziele zu definieren, aber auch für jedes Individuum ist die Methode extrem hilfreich, wenn es darum geht, sich selbst Ziele zu setzen:
S - Spezifisch
M - Messbar
A - Attraktiv
R - Realistisch
T - Terminierbar
Das bedeutet: “Ich will möglichst schnell möglichst schlank werden!” ist kein sinnvoll umsetzbares Trainingsziel. Besser ist es, ein großes Ziel nach der SMART-Methode zu definieren, aber gleichzeitig viele Meilensteine auf dem Weg dorthin festzulegen. Besser: “Ich möchte in den nächsten 12 Monaten 15kg abnehmen.” Noch besser ist es, dem Kunden bewusst zu machen, dass es nicht um das Abnehmen allein geht, sondern um eine Veränderung des Körpers, die mit vielen Benefits einhergeht.
Kleine Schritte mit großer Wirkung
Ganz wichtig ist gerade am Anfang, dass bereits nach wenigen Trainingseinheiten messbare Erfolge eintreten. Der Gang auf die Waage kann gerade zu Beginn des Trainings für viel Frust sorgen - viele übergewichtige Menschen erwarten wahre Wunder von einer Stunde Sport. Wenn dann nicht nach der ersten Woche gleich mehrere Kilo weniger angezeigt werden, ist die Verzweiflung oft groß. Um diesen Frust abzupuffern ist es hilfreich, andere messbare Erfolge zur Stärkung der Motivation zu nutzen. Eine Steigerung der absolvierten Strecke beim Cardiotraining, eine Erhöhung der Trainingsdauer, eine Verbesserung bei der Atemanalyse oder beim Ruhepuls sind kleine Meilensteine, die relativ rasch durch sportliche Betätigung beeinflusst werden können. Und Erfolg zieht Erfolg nach sich - niemand scheitert gerne, während ein Erfolg die Motivation kräftigt boostet und für echte Höhenflüge sorgen kann.
Das Motivationsloch abpuffern
Nach 8-10 Wochen fallen die meisten Menschen, die sich sportliche Ziele gesetzt haben in ein Motivationsloch. Das trifft praktisch jeden Trainierenden, gerade Übergewichtigte sind allerdings besonders anfällig. Um zu verhindern, dass der Kunde nach diesen 8-10 Wochen das Studio nie wieder betritt, ist es sinnvoll, bereits vorher Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Eine enge Betreuung des Kunden kann helfen, fest ausgemachte Trainingszeiten sind ebenfalls nützlich, um den inneren Schweinehund zu überwinden. Das Training mit Gleichgesinnten hilft ebenfalls durch “harte Zeiten” - wenn die Möglichkeit besteht, ist es hilfreich, Trainierende mit ähnlichem Background zusammen zu bringen. Beispielsweise könnte ein Mentor-System eingeführt werden, bei dem Neukunden mit einem Mitglied zusammen gebracht werden, das einen ähnlichen Hintergrund hat aber schon weiter fortgeschritten im Training ist.
Auch das Trainerpersonal sollte sensibilisiert werden - auch ein kurzes Gespräch zwischen Tür und Angel kann die Motivation boosten. Dabei sollte immer wieder betont werden, wie viel der Trainierende bereits erreicht hat und dass jedes weitere Training ihn seinen Zielen und einer größeren Lebensqualität näher bringt.
Fazit
Übergewicht ist für die Betroffenen ein extrem sensibles Thema - das fängt bei leichtem Übergewicht an, die negativen Gefühle der Betroffenen werden mit der Höhe des Übergewichtes immer größer. Um diese Kundengruppe zu halten und zu regelmäßigem Training zu motivieren ist es wichtig, das Selbstwertgefühl zu stärken, Ängste auszuräumen, Schuld- und Schamgefühle zu neutralisieren und die Motivation zu boosten. So gelingt es, diese Kundengruppe einfühlsam zu betreuen und so zu zufriedenen, langjährigen Mitgliedern zu machen.
Finde jetzt deine passenden Geräte fürs Abnehmen zum unschlagbaren Preis!
Jetzt Geräte fürs Abnehmen finden
Redaktion fitnessmarkt.de (DG)
Bildquelle: #230901855 Prostock Studios / stock.adobe.com
Veröffentlicht am: 4. Oktober 2019